Der Jurist |
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Als Gott mal eine schlechte Nachthat den Juristen er erdacht. Das war ein schlimmes Exemplar, der Menschheit Störenfried fürwahr! 2
Obwohl ihm das Gesetz verdankt,nach dem die ganze Welt verlangt, weil in des Lebens Vielgestalt er Ordnung wünscht anstatt Gewalt. 3
Und er erschuf auch das Gericht,das in dem Streit das Urteil spricht. Doch war es damit nicht genug, er schuf auch den Instanzenzug. 4
Indem, was eine Hand gewährt,die andre rücksichtslos zerstört und man, wenn auch vergeblich oft dann wieder auf die dritte hofft. |
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Ein guter Anwalt sinnt und spinntwie die Partei den Streit gewinnt. Nicht jedem ist das Schicksal hold, dass er erreicht, was er gewollt. 6
Die Kosten haben unterdessenden ganzen Anspruch aufgefressen. Drum die Moral von der Geschicht': Richt' Dich nach den Gefühlen nicht! 7
Tu wie der Anwalt Dich berät.Bescheide Dich, eh' es zu spät. Sei nicht zu hart und nicht zu weich dann kommt's beizeiten zum Vergleich. 8
Das bringt den rechten Nutzen Dir,dem Anwalt die Vergleichsgebühr. Wenn so sich der Jurist bemüht ist Helfer er, nicht Störenfried. |
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Wilhelm Möhring |