Am 3. Februar 1947, also vor etwa 75 Jahren, wurde in den Räumlichkeiten des heutigen Gymnasiums St. Michael das Ahlener Programm der CDU verabschiedet.
Ursprünglich warb die CDU im Wahlkampf 1947 mit ihrem Ahlener Programm. Später versuchte die Partei, ihr Ahlener Programm so gut wie möglich vergessen zu machen, wie folgende Begebenheit belegt:
Ende der 1960er-Jahre erhielt der Autor – damals Schüler am Städtischen Neusprachlichen Gymnasium Ahlen - von seinem Geschichtslehrer Studienrat Karl Franzmann den Auftrag, das Ahlener Programm der CDU für den Geschichtsunterricht zu besorgen. Ein entsprechendes Schreiben an die Bundesgeschäftsstelle der CDU wurde jedoch bis heute nicht beantwortet. Statt dessen war die Buchhändlerin Lore M. Quast so großzügig, der Klasse das Ahlener Programm aus einem ihrer privaten Bücher zu kopieren.
Spätestens bei der Lektüre
erschließt sich, warum Ahlener Programm hier jeweils in rot geschrieben ist,
und warum die CDU ihr Ahlener Programm bis heute nicht gerne unkommentiert für sich sprechen lässt.
Wer sich die Mühe macht, es zu lesen, staunt über Tendenz und Umfang der Veränderungen der Parteilinie seit der damaligen Zeit.
Trotzdem (oder gerade deswegen?!) gab es im öffentlichen Raum Ahlens bisher nichts, was an das Ahlener Programm der CDU erinnert.
Das soll die oben dargestellte Fassademalerei ändern. Das Ahlener Programm der CDU hat es nämlich auch nach 75 Jahren nicht verdient, vergessen zu werden,
denn es wirkt immer noch nach.
Immerhin wurden darin u. a. die Grundsteine für heute noch institutionalisierte Formen der Mitbestimmung gelegt.
Die manchmal heftigen Diskussionen in solchen Mitbestimmungs-Gremien haben die Künstler Simon Cavelius und Philipp Scharbert von den
Lackaffen
zum oberen Teil der Wandmalerei angeregt.
Der von 1942 bis 1969 amtierende Kölner Erzbischof (ab 1946 Kardinal) Josef Frings war - ganz im Gegensatz zu seinem heutigen Amtsnachfolger Kardinal Rainer Maria Woelki - populär und beliebt. Heute können die Meisten mit dem von seinem Namen abgeleiteten Begriff "fringsen" nichts mehr anfangen. Nach der Silvesterpredigt 1946 von Kardinal Josef Frings sagte der Volksmund statt "Mundraub begehen" lieber "fringsen".
Fringsen in Form von Kohlenklau fand besonders im
Hungerwinter 1946/47 sicher auch neben diesem Haus statt.
Dort überkreuzte die Brücke der Beckumer Straße die Zechenbahntrasse
(heute Teil des Werseradweges) von der
Zeche Westfalen zum Güterbahnhof.
Das bot eine gute Gelegenheit, auf die von relativ schwachen und langsamen Zechenloks gezogenen Kohlenwagen zu springen,
um an der Trasse wartenden Helfern Kohlen zuzuwerfen.
Fotos von solchen Szenen, die Seltenheitswert haben (wer lässt sich schon gerne beim Kohlenklau fotografieren?), inspirierten
die Künstler von den
Lackaffen
zum unteren Teil der Wandmalerei.